Angeborene Fettstoffwechselstörungen

Das Studium angeborener Störungen hat unser heutiges Bild vom Lipoproteinstoffwechsel im Blut wesentlich beeinflusst. Viele Störungen des Fettstoffwechsels können auf Varianten von Rezeptoren, Apolipoproteinen, Enzymen, Transferfaktoren und zellulären Cholesterintransportern zurückgeführt werden; andere Formen der Dyslipoproteinämien werden bisher nur unzureichend verstanden.

Klinisch besonders bedeutsam sind die familiäre Hypercholesterinämie (FH; auch autosomal dominante Hypercholesterinämie, ADH) und die familiäre kombinierte Hyperlipoproteinämie (FKHL). Die FH besitzt eine Prävalenz von 1:300. Sie ist meist auf Mutationen des LDL-Rezeptors, seltener auf Mutationen der Proprotein convertase subtilisin/kexin type 9 (PCSK9) oder des Apolipoprotein (Apo) B zurückzuführen. Sie führt zu frühzeitiger Atherosklerose.
Die rechtzeitige Diagnose der FH und wirksame Behandlungsansätze machen es heute möglich, die Prognose der Betroffenen deutlich zu verbessern. Die FKHL ist mit einer Prävalenz von 1:100 eine häufige Form der primären HLP. Rund 10 Prozent der Patienten mit Myokardinfarkt haben eine FKHL. Die Pathogenese ist unklar. Häufig findet man gleichzeitig ein metabolisches Syndrom und kleine, dichte LDL. Weil diagnostische Marker bislang fehlen, kann die Diagnose nur durch eine Familienuntersuchung gestellt werden.

Weitere monogene HLP betreffen den Abbau der Chylomikronen (familiäre Chylomikronämie) und den Abbau der remnants triglyzeridreicher Lipoproteine (Typ III Hyperlipoproteinämie), Mangel an hepatischer Lipase. Im Stoffwechsel der HDL kann eine Vielzahl von erblichen Störungen auftreten, die deren Biosynthese, Reifung und Umbau beinträchtigen. Die atherogene Wirkung dieser Defekte ist unterschiedlich, was auch die hohe Komplexität des HDL-Stoffwechsels belegt. Während FH und FKHL gut medikamentös und in erster Linie mit Statinen zu behandeln sind, besteht weiterer Forschungsbedarf zur Optimierung der Behandlung anderer primärer HLP.

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