Muvalaplin ist ein neuer oraler Ansatz zur Senkung von Lipoprotein(a) (Lp(a)). Resultate der Phase-2-Studie KRAKEN wurden aktuell im JAMA publiziert und zeigen, dass Muvalaplin sicher und effektiv erhöhte Werte von Lp(a) senkt.
Lipoprotein(a) ist ein unabhängiger kardiovaskulärer Risikofaktor, der überwiegend genetisch determiniert ist. Eine Lp(a)-Erhöhung ist assoziiert mit erhöhtem Risiko für Blutgerinnsel, Entzündungen sowie schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Aortenstenose und periphere arterielle Verschlusskrankheit.
Bisher gibt es keine zugelassenen Medikamente, die Lp(a) gezielt senken können. Während injizierbare Ansätze noch erforscht werden, ist Muvalaplin das erste orale Medikament, das in einer klinischen Studie vielversprechende Ergebnisse erzielte. Es wirkt, indem es die Verbindung zwischen den beiden Hauptbestandteilen des Lp(a)-Partikels auflöst und so dessen Bildung verhindert.
Die KRAKEN-Studie: Wirkung und Sicherheit
Die internationale, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-2-Studie KRAKEN untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von Muvalaplin bei 233 Erwachsenen mit stark erhöhten Lp(a)-Werten (>175 nmol/L) und hohem Herz-Kreislauf-Risiko. Die Teilnehmenden erhielten über 12 Wochen entweder eine von drei Dosierungen von Muvalaplin (10 mg, 60 mg oder 240 mg täglich) oder ein Placebo.
Die Ergebnisse zeigten eine dosisabhängige Senkung von Lp(a) um bis zu 85,8 % – gemessen mit einer neuartigen Testmethode. Dieser Test misst nicht nur die Konzentration von Lipoprotein(a) im Blut, sondern berücksichtigt auch genetische und andere Faktoren, um das individuelle Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen präziser zu bestimmen. Mit der herkömmlichen Bluttestmethode lag die maximale Reduktion bei 70 %.
Zudem erreichten 82 % der Teilnehmenden Werte unterhalb der kritischen Grenze von 125 nmol/L, mit der neuen Testmethode waren es 97 %. Neben Lp(a) wurde auch Apolipoprotein B, ein weiterer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gesenkt – allerdings in geringerem Maße (maximal 16,1 %).
Besonders bemerkenswert ist, dass keine schwerwiegenden Nebenwirkungen oder Sicherheitsbedenken auftraten. Das Medikament wurde gut vertragen, und die Wirksamkeit war in den Gruppen mit 60 mg und 240 mg nahezu gleich hoch und deutlich stärker als in der 10-mg-Gruppe.
Bedeutung für die Praxis
Die Ergebnisse der Phase-2-Studie zeigen, dass Muvalaplin das Potenzial hat, eine wirksame und gut verträgliche Therapie zur Senkung von Lipoprotein(a) zu sein.
„Aktuell ist nur die Lipoproteinapherese zur Lp(a)-Senkung zugelassen, aber viele neue Medikamente zur spezifischen Lp(a)-Senkung befinden sich derzeit in der Entwicklung, wovon Muvalaplin der erste orale Ansatz ist.“ sagt Dr. Ulrike Schatz, Vorsitzende der D•A•CH-Gesellschaft. „Es gibt keine Lebensstilmaßnahmen mit Wirkung auf das Lp(a) oder zur Lp(a)-Senkung zugelassenen Medikamente aktuell. Neue spezifische Lp(a)-senkende Medikamente wie Antisense Oligonucleotide, kleine interferierende RNA oder jetzt ganz neu ein small molecule, das Muvalaplin, könnten in Zukunft daher eine therapeutische Lücke schließen und so eine medikamentöse Behandlungsoption für Patienten mit Lp(a)-Erhöhung und sehr hohem kardiovaskulärem Risiko bieten.“ so Schatz.
Die Frage, ob die Senkung von Lp(a) tatsächlich das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle verringert, muss noch in größeren, langfristigen Studien geklärt werden. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend, weitere Studienergebnisse sind jedoch abzuwarten.
Originalpublikation:
Hermel, M., Minhas, A.M.K., Hinkamp, C. et al. Highlights of Cardiovascular Disease Prevention Studies Presented at the 2024 American Heart Association Scientific Sessions. Curr Atheroscler Rep 27, 30 (2025). https://doi.org/10.1007/s11883-025-01276-0