Aggressive Lipidsenkung nach Herzinfarkt zeigt deutliche Vorteile

Eine personalisierte, frühzeitige und intensive lipidsenkende Therapie nach einem akuten Herzinfarkt kann das Erreichen der Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin-(LDL-C-) Zielwerte deutlich verbessern – und gleichzeitig das Risiko für weitere schwerwiegende Herz-Kreislauf-Ereignisse senken. Das zeigt eine neue Studie, die im European Heart Journal of Pharmacotherapy veröffentlicht wurde.

Die Forschenden analysierten retrospektiv 500 Patientinnen und Patienten mit akutem Myokardinfarkt und untersuchten die Entwicklung von LDL-C-Zielwerten und Therapieansätze zur Lipidsenkung in drei unterschiedlichen Zeiträumen:

  • In Gruppe A erfolgte die Behandlung schrittweise gemäß den ESC/EAS-Leitlinien von 2016, mit einem LDL-C-Zielwert von <70 mg/dl. Diese Strategie sieht zunächst die frühzeitige Gabe eines wirksamen Statins vor. Wird der angestrebte LDL-C-Zielwert damit nicht erreicht, erfolgt eine stufenweise Kombinationstherapie mit Ezetimib und anschließend einem PCSK9-Inhibitor.
  • In Gruppe B wurde das schrittweise Vorgehen wie in Gruppe A umgesetzt, wobei die ESC/EAS-Leitlinien von 2019 einen Zielwert von <55 mg/dl vorgaben.
  • Gruppe C wurde nach einem personalisierten „Strike Early and Strong“ (SES)-Protokoll behandelt, ebenfalls mit einem LDL-C-Zielwert von <55 mg/dl. Dabei erhalten die Patienten bereits früh nach dem Herzinfarkt, noch während ihres Krankenhausaufenthalts, eine lipidsenkende Behandlung mit hochwirksamen Statinen, häufig ergänzt durch Ezetimib und/oder PCSK9-Inhibitoren. Auch eine personalisierte Risikoeinschätzung und Therapieanpassung erfolgten bereits im Krankenhaus beziehungsweise bei der Entlassung. Darüber hinaus nutzten die behandelnden Ärzte eine standardisierte Entscheidungsstruktur auf Basis eines Flowcharts, um das LDL-C gezielt zu senken.

Strike Early and Strong-Strategie verbessert LDL-C-Zielerreichung und senkt Ereignisraten

Die Behandlung gemäß dem SES-Ansatz führte dazu, dass 83 Prozent der Patienten in Gruppe C bei der Nachuntersuchung einen LDL-C-Wert <55 mg/dl erreichten, gegenüber 55 Prozent in Gruppe A und 43 Prozent in Gruppe B. Weitere schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse traten in Gruppe C nur bei drei Prozent der Patienten auf im Vergleich zu 12 Prozent (Gruppe A) und elf Prozent (Gruppe B)

Besonders geringe Ereignisraten zeigten sich bei jenen Patienten, die sowohl den LDL-C-Zielwert <55 mg/dl erreichten als auch eine ≥50 % Senkung gegenüber dem Ausgangswert dauerhaft beibehielten.

Die Autoren schlussfolgern, dass eine aggressive, frühzeitige, personalisierte lipidsenkende Therapie bei Patienten mit einem akuten Myokardinfarkt in der Praxis sowohl durchführbar als auch hoch wirksam ist. Das SES-Protokoll biete damit einen praktikablen und evidenzbasierten Weg zur Optimierung der Versorgung in dieser Hochrisikogruppe.

Originalpublikation: Patti G, Cumitini L, Bosco M, et al. Impact of a personalized, strike early and strong lipid-lowering approach on low-density lipoprotein-cholesterol levels and cardiovascular outcome in patients with acute myocardial infarction. Eur Heart J Cardiovasc Pharmacother. 2025;11(2):143-154. doi: 10.1093/ehjcvp/pvaf004

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