Hohe Cholesterinresorption steigert das Herz-Kreislauf-Risiko bei Hämodialysepatienten

Zahlreiche Studien belegen, dass erhöhte Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-C)-Werte ein zentraler Herz-Kreislauf-Risikofaktor sind und dass die Senkung der LDL-C-Werte das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert. Bei Patienten mit schweren Nierenerkrankungen, die Hämodialyse-pflichtig sind, scheinen die Zusammenhänge komplexer zu sein. Prof. Günther Silbernagel von der Medizinischen Universität Graz konnte zeigen, dass insbesondere Hämodialysepatienten mit einer hohen Cholesterinresorption ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko haben.

Silbernagel und seine Kollegen nahmen eine statistische Auswertung der Daten aus der AURORA-Studie vor. AURORA ist eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte, multizentrische Studie mit Hämodialysepatienten. Die Teilnehmer erhielten nach dem Zufallsprinzip entweder ein Statin oder Placebo. Sowohl in dieser Studie als auch in der „Deutsche Diabetes-Dialyse-Studie“ (4D-Studie) konnte die Gabe von Statinen weder das Sterberisiko noch das Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen bei Hämodialysepatienten mindern.

Statine nur bei geringer Cholesterinresorption wirksam

Hämodialyse-Patienten haben generell ein fünf- bis zehnfach erhöhtes Risiko, auch an Herz und Kreislauf zu erkranken. Die aktuelle post-hoc-Analyse der AURORA-Daten zeigte, dass dieses Risiko bei Hämodialysepatienten mit hoher Cholesterinabsorption und niedriger Cholesterinsynthese nochmal erhöht ist. Das galt sowohl für Männer als auch für Frauen. Die Bestimmung der Cholesterinabsorption war aber kein Prädiktor der Wirksamkeit von Statinen, das kardiovaskuläre Risiko bei Teilnehmern der AURORA Studie zu senken. Um die Rate der Cholesterinabsorption und-synthese zu schätzen, verwendeten die Forscher das Verhältnis von Cholestanol und Lathosterol zu Cholesterin. Cholestanol ist ein Reduktionsprodukt des Cholesterins und findet sich im Stuhl und in der Galle. Lathosterol ist eine biosynthetische Vorstufe des Cholesterins.

Post-hoc-Analysen in der 4D-Studie deuteten bereits darauf hin, dass eine hohe Cholesterinresorption mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden war. In dieser Hinsicht unterstützen die AUROA Daten die Erkenntnisse aus der 4D Studie. Im Gegensatz zur AURORA Studie war allerdings in der 4D Studie die individuelle Cholesterin-Absorptionsrate auch mit der Wirksamkeit von Statinen, kardiovaskuläre Ereignisse zu verhindern, assoziiert. Dieser Unterschied könnte unter anderem an den Patientencharakteristika liegen, zum Beispiel dem deutlich niedrigeren Body-Mass-Index und dem geringeren Anteil von Patienten mit Diabetes in der AURORA-Studie.

Die aktuellen Ergebnisse unterstützen aber die Empfehlung, Ezetimib, einen Cholesterinresoprtionshemmer, bei Hämodialysepatienten einzusetzen.

Originalpublikation: Silbernagel G, Duarte K, Sadiku S, et al. High cholesterol absorption is associated with increased cardiovascular risk in haemodialysis patients: insights from the AURORA study. Eur J Prev Cardiol. 2022;29(13):1731-1739.
DOI: 10.1093/eurjpc/zwac059

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