Bempedoinsäure, ein wirksamer Baustein der lipidsenkenden Therapie

Nur wenige Patienten erreichen die Low-Density-Lipoprotein (LDL)-Cholesterin-Werte, die von den Fachgesellschaften empfohlen werden. Eine Simulationsstudie von Professor Ulrich Laufs, DACH-Vorsitzender, und Dr. Julius Katzmann vom Universitätsklinikum Leipzig ergab, dass durch die Gabe von Bempedoinsäure weniger Patienten PCSK9-Inhibitoren benötigen, um ihre LDL-Cholesterin-Zielwerte zu erreichen.

Momentan sieht die von den Leitlinien empfohlene lipidsenkende Therapie die schrittweise Kombination von Statinen mit dem Cholesterin-Resorptionshemmer Exzetimib und dann PCSK9-Inhibitoren (PCSK9i) vor, um die LDL-Cholesterin-Werte ausreichend zu senken. Da PCSK9i teuer sind, werden sie eher zurückhalten verordnet.

Erste Studien zeigten bereits, dass auch Bempedoinsäure die LDL-Cholesterinwerte senkt. Zurzeit läuft eine große Studie (CLEAR Outcome), die untersucht, ob Bempedoinoäure das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse bei 12.000 Menschen mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder einem hohen Risiko für eine solche Erkrankung senken kann. Da die endgültigen Ergebnisse noch ausstehen, haben Katzmann und seine Kollegen mithilfe einer Simulationsstudie untersucht, wie wirksam Bempedoinsäure LDL-Cholesterin (LDL-C) senkt und ob sie das Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Ereignisse senken kann.

Weniger schwere Erkrankungen und sinkende Arzneimittelkosten

Dafür haben die Leipziger Forscher Datensätze von über 105.000 Patienten mit einem sehr hohen oder hohen kardiovaskulären Risiko untersucht. Die Daten stammten aus dem IQVIATM Disease Analyzer, einer Datenbank mit anonymisierten Angaben von gesetzlich und privat versicherten Patienten aus mehr als 3.300 ambulanten Haus- und Fachärzten in Deutschland.

Mit Hilfe eines Monte-Carlo-Ansatzes simulierten die Wissenschaftler Szenarien mit und ohne Bempedoinsäure. Durch die Behandlung mit Bempedoinsäure verringerte sich der Bedarf an einem PCSK9-Inhibitor von 66,6 Prozent auf 37,8 Prozent, und die Arzneimittelkosten für eine stabile lipidsenkende Medikation sanken um fast 36 Prozent pro Jahr. Die Wissenschaftler schätzen, dass verglichen mit der ausschließlichen Verwendung von Statinen und Ezetimib die zusätzliche Bempedoinsäure-Therapie jährlich über 6.000 schwere kardiovaskuläre Ereignisse pro 1 Million Patienten verhindern könnte.

Aufgrund ihrer Ergebnisse gehen die Leipziger Forscher davon aus, dass Bempedoinsäure bei Personen mit hohem und sehr hohem kardiovaskulärem Risiko die Notwendigkeit einer PCSK9i-Behandlung zur Erreichung der LDL-C-Behandlungsziele erheblich verringern kann. Vor allem für Patienten, die keinen Zugang zu einer PCSK9i-Behandlung haben, sind dies relevante Ergebnisse.

Originalpublikation: Katzmann JL, Becker C, Bilitou A, Laufs U (2022) Simulation study on LDL cholesterol target attainment, treatment costs, and ASCVD events with bempedoic acid in patients at high and very-high cardiovascular risk. PLoS ONE 17(10): e0276898.
DOI: 10.1371/journal.pone.0276898

Nach oben