Leberenzym als Bindeglied zwischen LDL-Triglyzerid-Werten und kardiovaskulärem Risiko

Mai 2019 – Eine niedrige Aktivität der hepatischen Lipase stellt möglicherweise die Verbindung zwischen LDL-Triglyzeriden und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Das zeigen Privatdozent Dr. Günther Silbernagel, Privatdozentin Dr. Tanja Grammer und ihre Ko-Autoren in einer in Atherosclerosis veröffentlichten Studie.

Ob und wie Triglyzeride das kardiovaskuläre Risiko beeinflussen, wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Privatdozent Dr. Günther Silbernagel und seine Ko-Autoren haben nun die Daten von 3.140 Teilnehmern der Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health (LURIC) Studie mithilfe epidemiologischer Methoden untersucht. LDL-Triglyzerid-Werte wurden gemessen und die kardiovaskuläre Mortalität für durchschnittlich 9,9 Jahre beobachtet.

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen konnten die Autoren eine positive Assoziation von LDL-Triglyzeriden und kardiovaskulärer Mortalität beobachten. Dieses Resultat steht in Einklang mit Ergebnissen aus einer vorangegangenen Analyse*, die zeigte, dass die koronare Herzerkrankung bei Menschen mit erhöhten LDL-Triglyzerid-Werten häufiger auftritt. Der nun beobachtete Zusammenhang zwischen diesen Blutfettwerten und der Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen blieb auch signifikant, nachdem andere Einflussfaktoren wie Body Mass Index, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, HDL-Cholesterin, Rauchen und die Einnahme von lipidsenkenden Medikamenten berücksichtigt worden waren.

Mithilfe von genomweiten Assoziationsstudien in der LURIC-Studienpopulation fanden die Forscher zudem heraus, dass erhöhte LDL Triglyzerid-Werte mit zwei SNPs (Single Nucleotide Polymorphisms) in der genetischen Region der hepatischen Lipase zusammenhängen. Ein SNP liegt in der Promoter-Region des Gens für die hepatische Lipase und der andere SNP in der Nähe dieses Gens. Diese SNPs waren wiederum mit einer geringen Aktivität der hepatischen Lipase verknüpft und erhöhten das kardiovaskuläre Risiko. Mendelsche Randomisierungs-Analysen mit diesen beiden SNPs in den Datensätzen von 478 Personen, die an der HERITAGE Familienstudie teilnahmen, sowie GWAS-Daten von 184.305 Personen des CARDIoGRAMplusC4D-Konsortiums sprachen dafür, dass eine geringe Aktivität der hepatischen Lipase das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. 

„Eine niedrigere Aktivität der hepatischen Lipase könnte den funktionellen Zusammenhang zwischen hohen LDL-Triglyzerid-Werten und einem erhöhten kardiovaskulären Risiko darstellen“, sagt Seniorautorin Grammer. „Die Aktivität dieses Enzyms zu erhöhen, wäre daher ein potenzieller, zukünftiger Ansatz, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken.“ 

Originalarbeit: LDL triglycerides, hepatic lipase activity, and coronary artery disease: An epidemiologic and Mendelian randomization study. Silbernagel G, Scharnagl H, Kleber ME, Delgado G, Stojakovic T, Laaksonen R, Erdmann J, Rankinen T, Bouchard C, Landmesser U, Schunkert H, März W, Grammer TB. Atherosclerosis. 2019 Mar; 282:37-44. Epub 2018 Dec 28.

DOI: 10.1016/j.atherosclerosis.2018.12.024

* Low-density lipoprotein triglycerides associated with low-grade systemic inflammation, adhesion molecules, and angiographic coronary artery disease: the Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health study. März W, Scharnagl H, Winkler K, Tiran A, Nauck M, Boehm BO, Winkelmann BR. Circulation. 2004 Nov 9;110(19):3068-74. Epub 2004 Oct 25.

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