Neue EAS-Konsensuserklärung: Stufenmodell für die Behandlung systemischer Stoffwechsel­störungen

Auf dem Jahreskongress der European Atherosclerosis Society (EAS) wurde eine neue, richtungsweisende Konsensuserklärung vorgestellt. Sie beschreibt erstmals ein dreistufiges System zur ganzheitlichen Behandlung systemischer Stoffwechselstörungen und deren Folgeerkrankungen.

Adipositas gilt als zentraler Auslöser und Risikofaktor für viele systemische Stoffwechselerkrankungen, die Herz, Leber und Nieren betreffen. Dennoch werden diese Erkrankungen in der Praxis häufig isoliert betrachtet und behandelt. Die EAS will mit dem nun vorgestellten Stufenmodell ein integriertes Verständnis fördern – und damit auch die Behandlungsqualität verbessern.

Die Hauptursache systemischer Stoffwechselstörungen liegt in einem chronisch unausgeglichenen Energiehaushalt: Menschen nehmen dauerhaft mehr Kalorien zu sich, als sie verbrauchen. Die Folge ist eine krankhafte Fettverteilung im Körper. Fett lagert sich außerhalb des Fettgewebes ab (ektopische Lipidakkumulation), es entsteht eine Insulinresistenz – der Beginn eines multisystemischen Krankheitsprozesses. Im weiteren Verlauf können unterschiedliche Organe in Mitleidenschaft gezogen werden. Typische Folgeerkrankungen sind Bluthochdruck, atherogene Dyslipidämie, Typ-2-Diabetes, metabolisch-assoziierte Steatohepatitis (MASH), chronische Nierenerkrankung (CKD) und Herzinsuffizienz. Auch genetische und sozioökonomische Faktoren sowie ethnische Unterschiede beeinflussen die individuelle Krankheitsanfälligkeit.

Das 3-Stufen-Modell der EAS

Die neue Einteilung der EAS gliedert die Erkrankung in drei Stadien – orientiert am Schweregrad und Ausmaß der Organschäden: In Stadium 1 treten Stoffwechselanomalien wie dysfunktionale Adipositas und Dyslipidämie ohne nachweisbare Organschäden auf. Stadium 2 ist durch frühe Organschäden gekennzeichnet, die sich als Typ-2-Diabetes, asymptomatische diastolische Dysfunktion, metabolisch-assoziierte Steatohepatitis (MASH) und chronische Nierenerkrankung (CKD) zeigen. In Stadium 3 kommt es zu fortgeschrittenere Organschäden, die mehrere Organe betreffen.

Außerdem empfiehlt die Konsensuserklärung ein gestuftes therapeutisches Vorgehen: Beginnend mit Lebensstiländerungen – etwa gesunder Ernährung und mehr Bewegung – über medikamentöse Therapien bis hin zur metabolischen Chirurgie bei schweren Verläufen. Neue Ansätze zielen auch auf genetische Krankheitsmechanismen.

„Ein strukturiertes Staging-System hilft, die komplexe Natur systemischer Stoffwechselstörungen besser zu verstehen und individuell zu behandeln“, kommentiert die D•A•CH-Vorsitzende Dr. Ulrike Schatz, die ein Review des Papers erstellt hat. „Die Einteilung nach Krankheitsstadien ermöglicht es, maßgeschneiderte Therapien frühzeitig einzuleiten und Komplikationen langfristig zu vermeiden.“

Früherkennung entscheidend

Ein zentrales Anliegen der Autoren ist die frühzeitige Diagnostik. Stoffwechselstörungen sollten nicht erst dann behandelt werden, wenn bereits mehrere Organe betroffen sind. Vielmehr gelte es, bei Personen mit starker Adipositas frühzeitig auf verschiedene Risikofaktoren zu screenen – und das Bewusstsein dafür zu stärken, dass es sich um eine systemische Erkrankung handelt.

Originalpublikation: Romeo S, Vidal-Puig A, Husain M, et al. Clinical staging to guide management of metabolic disorders and their sequelae: a European Atherosclerosis Society consensus statement. Eur Heart J. Published online May 7, 2025. doi: 10.1093/eurheartj/ehaf314

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