Mit steigenden Lipoprotein(a)-Werten erhöht sich das Risiko für erneute atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Bei Patienten mit einer bestehenden atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankung (ASCVD) sind steigende Lipoprotein(a)-Werte [Lp(a)] mit einem kontinuierlich wachsenden Risiko für erneute kardiovaskuläre Ereignisse verbunden. Das zeigt eine aktuelle US-amerikanische Studie auf Basis von Daten aus der „US Family Heart Database“ mit über 270.000 Patientinnen und Patienten.

Bereits bekannt war, dass erhöhte Lp(a)-Spiegel das Risiko für erstmalige ASCVD-Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall bei ansonsten gesunden Personen erhöhen. Die nun veröffentlichte Beobachtungsstudie bestätigt, dass dies ebenso für Rezidive bei bereits erkrankten Personen gilt. Die Studie zeigt, dass Personen mit besonders hohen Werten (> 300 nmol/L) ein um 40 Prozent höheres Risiko hatten als solche mit sehr niedrigen Werten (< 15 nmol/L). Es handelt sich um die bislang größte und ethnisch vielfältigste Untersuchung zum Zusammenhang zwischen erhöhtem Lipoprotein(a) und wiederkehrenden kardiovaskulären Ereignissen im Rahmen der Sekundärprävention.

Frauen wiesen im Schnitt höhere Lp(a)-Werte auf als Männer; Schwarze höhere Werte als Hispanoamerikaner oder Weiße. Das durch hohe Lp(a) Werte steigende kardiovaskuläre Risiko bestand jedoch unabhängig von Geschlecht und ethnischer Zugehörigkeit und wurde auch nicht durch die Art der ursprünglichen Herz-Kreislauf-Erkrankung beeinflusst.

Die Ergebnisse legen außerdem nahe, dass eine effektive LDL-Cholesterinsenkung – insbesondere mit PCSK9-Inhibitoren – das durch hohe Lp(a)-Werte bedingte Risiko möglicherweise abschwächen kann.

Daten aus der Versorgungspraxis belegen Relevanz

Die Forschenden analysierten die Daten von 273.770 Personen mit gesicherter ASCVD-Diagnose und gemessenen Lp(a)-Werten. Die Daten stammen aus medizinischen Abrechnungen und spiegeln eine aktuelle, heterogene Patientenpopulation aus dem gesamten US-amerikanischen Gesundheitswesen wider. Die Studie verfolgte den Gesundheitsverlauf der vorerkrankten Personen über einen Zeitraum von 5,4 Jahren, um festzustellen, ob sie ein weiteres kardiovaskuläres Ereignis wie einen Herzinfarkt oder einen ischämischen Schlaganfall erlitten oder ein Verfahren wie eine perkutane Koronarintervention oder eine koronare Bypass-Transplantation hatten.

Konsequenzen für die Praxis

Die Studienautoren sehen in den Ergebnissen einen dringenden medizinischen Bedarf für Lipoprotein(a)-senkende Therapien. Sie plädieren dafür, Lp(a) als Risikomarker systematisch zu messen und in die individuelle Risikobewertung bei ASCVD-Patienten einzubeziehen.

Derzeit ist keine spezifische Lp(a)-senkende Therapie zugelassen. Allerdings befinden sich mehrere Substanzen in der klinischen Entwicklung. Sollten sich diese als sicher und wirksam erweisen, sprechen sich die Autoren für ihre Aufnahme in die Gruppe der lipidsenkenden Standardtherapien aus.

Originalpublikation
MacDougall DE, Tybjærg-Hansen A, Knowles JW, et al. Lipoprotein(a) and recurrent atherosclerotic cardiovascular events: the US Family Heart Database. Eur Heart J. Published online May 7, 2025. doi: 10.1093/eurheartj/ehaf297

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