Antisense-Oligonukleotid senkt Lipoprotein(a) Wert dosisabhängig

Mai 2020 – Zurzeit gibt es keine zugelassenen Therapien, um die Lipoprotein(a) Werte zu senken. Dabei ist Lipoprotein(a) ein wichtiger genetisch determinierter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Aortenklappenstenose. Im New England Journal of Medicine ist nun eine Studie erschienen, die zeigt, dass Lipoprotein(a) Werte mithilfe eines Antisense-Oligonukleotids dosisabhängig gesenkt werden können. Professor Elizabeth Steinhagen-Thiessen von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Professor Ionna Gouni-Berthold von der Uniklinik Köln, beide Mitglied in der D•A•CH-Gesellschaft Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sind Co-Autorinnen der Studie.

286 Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lipoprotein(a) Konzentrationen von mindestens 60 mg pro Deziliter (150 ng pro Liter) nahmen an der Phase 2 Studie teil. Für sechs bis zwölf Monate erhielten sie subkutan ein Antisense-Oligonukleotid (ASO) in fünf unterschiedlichen Dosierungen. Mit allen Dosierungen erzielten 98 Prozent der Patienten das Behandlungsziel von 50 mg pro Deziliter Lipoprotein(a) (Lp(a)). Mit der höchsten Dosis (wöchentlich 20 mg) wurden die Werte um durchschnittlich 80 Prozent gesenkt. Weitere Dosierungsintervalle betrugen 20 mg alle 4 Wochen, 40 mg alle 4 Wochen, 60 mg alle 4 Wochen oder 20 mg alle 2Wochen.

Lp(a) wird in Leberzellen gebildet und ist zu ca. 99 Prozent die Quelle des Lp(a) im Plasma. Das hier verwendete ASO AKCEA-APO(a)-LRx richtet sich gegen die mRNA des Apolipoprotein(a). Das ASO wurde durch Anhänge so modifiziert, dass es zu den Leberzellen gelenkt wird. Vorherige Studien haben bereits gezeigt, dass sich durch diese Anhänge sowohl die Wirksamkeit als auch die Sicherheit der ASO erhöhen und weniger Nebenwirkungen auftreten. Auch bei den Teilnehmern dieser Studie wurden Leber-und Nierenwerte nicht beeinflusst, die Blutplättchenzahl blieb unverändert und es traten keine grippe-ähnlichen Symptome auf. Die häufigste Nebenwirkung waren Reaktionen an der Einstichstelle, die meistens mild verliefen.

Neue Option gegen hohe Cholesterinwerte

Lp(a) und Low-Density-Lipoprotein (LDL) werden zusammen gemessen, deshalb können Patienten mit erhöhten Lp(a) Werten keine niedrigeren LDL-Cholesterinwerte erreichen, selbst wenn sie aggressive LDL-senkende Medikamente einnehmen. Medikamente die Lp(a)-Werte senken, sind hier eine therapeutische Alternative.

Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie startet bereits eine Phase 3 Studie, die eine Behandlung des atherogenen Risikofaktors Lp(a) erstmals ermöglichen könnte.

Quelle:

Lipoprotein(a) Reduction in Persons with Cardiovascular Disease. Tsimikas S, Karwatowska-Prokopczuk E, Gouni-Berthold I, Tardif JC, Baum SJ, Steinhagen-Thiessen E, Shapiro MD, Stroes ES, Moriarty PM, Nordestgaard BG, Xia S, Guerriero J, Viney NJ, O’Dea L, Witztum JL; AKCEA-APO(a)-LRx Study Investigators. N Engl J Med. 2020 Jan 16;382(3):244-255. DOI: 10.1056/NEJMoa1905239.

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