Das Verhältnis von Low-Density-Lipoprotein Apolipoprotein B (LDLapoB) zu LDL-Cholesterin hängt mit der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit zusammen und ermöglicht es, das Risiko für eine Atherosklerose abzuschätzen, das von kleinen dichten LDLs ausgeht. Das haben Prof. Günther Silbernagel von der Medizinischen Universität Graz und DACH-Vorstandsmitglied Prof. Winfried März zusammen mit ihren Kollegen herausgefunden.
Nicht nur die im Blut zirkulierende Konzentration der Low-Density-Lipoproteine (LDL), sondern auch ihre chemische Zusammensetzung und das Partikelprofil der Subklassen beeinflussen, wie atherogen LDL sind. Dabei wird eine erhöhte Konzentration von kleinen, dichten LDL mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko in Verbindung gebracht. Sie zu messen, ist jedoch anspruchsvoll und erfordert aufwändige Methoden wie Ultrazentrifugation, Gradientengel-Elektrophorese oder Kernspinresonanz. Silbernagel und März haben deshalb nach einer einfacheren Methode gesucht.
Dafür haben sie bei 3.291 Teilnehmern der LURIC-Studie LDL-Cholesterin (LDL-C) und LDLapoB gemessen und berechnet. Eine unabhängige Replikationskohorte umfasste 1.660 Teilnehmer. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug bei den LURIC-Probanden ca. zehn Jahre, bei der Replikationskohorte ca. elf Jahre. Bei 282 weiteren Teilnehmern untersuchten die Forscher den Zusammenhang zwischen dem LDLapoB/LDL-C-Verhältnis und den Partikelkonzentrationen der LDL-Subklassen mittels Ultrazentrifugation.
Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Sterblichkeit belegt
Erhöhte LDLapoB/LDL-C-Verhältnisse (berechnet und gemessen) waren signifikant mit einer erhöhten kardiovaskulären Sterblichkeit in der gesamten Kohorte und bei Statin-naiven Patienten verbunden. Der Zusammenhang zwischen dem berechneten LDLapoB/LDL-C-Verhältnis und der Herz-Kreislauf-Mortalität wurde in der unabhängigen Kohorte bestätigt.
Das berechnete LDLapoB/LDL-C-Verhältnis habe das Potenzial, das mit kleinen, dichten LDL-Partikeln verbundene atherogene Risiko mit einer einfachen Methode zu quantifizieren, schreiben die Autoren. Es seien jedoch weitere Studien zur Aussagekraft des Verhältnisses erforderlich, etwa bei Patientengruppen, die sich in Bezug auf ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht und lipidsenkende Vorbehandlung unterscheiden.
Originalpublikation: Silbernagel G, Scharnagl H, Saely CH, Reinthaler M, Rief M, Kleber ME, Larcher B, Chapman J, Schaefer JR, Drexel H, März W. The LDL Apolipoprotein B-to-LDL Cholesterol Ratio: Association with Cardiovascular Mortality and a Biomarker of Small, Dense LDLs. Biomedicines. 2022; 10(6):1302.
DOI: 10.3390/biomedicines10061302