Statinintoleranz betrifft eine beträchtliche Anzahl Patienten und ist mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden. Patientenmerkmale, Risikofaktoren und Lebensqualität im Zusammenhang mit Statinintoleranz sind weitgehend unbekannt. Das Statin-Intoleranz-Register (SIR), das erste aktuelle, prospektive, multizentrische Register dieser Art, untersucht daher die gesundheitsbezogene Lebensqualität (QOL) bei Patienten, die Statine nicht vertragen. Das Ziel des von Frau Dr. Paulina Stürzebecher und Prof. Dr. Ulrich Laufs von der Uniklinik Leipzig geleiteten SIR ist es, ein umfassendes Verständnis der Lebensqualität von statinintoleranten Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung und zu Personen unter Statintherapie zu erlangen.
Ins Register wurden zwischen 2021 und 2023 1.111 Patientinnen und Patienten aufgenommen, die mindestens zwei verschiedene Statine nicht vertragen konnten. Diese Patienten wurden mit Teilnehmern aus der LIFE-Adult-Studie verglichen, einer für die Allgemeinbevölkerung repräsentative Kohorte, zu der sowohl Personen mit als auch ohne Statintherapie gehörten.
Erkenntnisse zu Patientenmerkmalen und Lebensqualität
Im Vergleich zur LIFE-Adult-Studiengruppe, hatte die SIR-Kohorte einen höheren Anteil an Frauen und älteren Personen. Statin-assoziierte Muskelbeschwerden waren die häufigste Ursache für Statinintoleranz. Die Analyse zeigte, dass Patienten mit Statinintoleranz eine stark eingeschränkte Lebensqualität haben. Frauen sind häufiger und stärker betroffen. Sie leiden während der Statintherapie unter stärkeren Muskelschmerzen als Männer und berichten über eine stärkere Beeinträchtigung der täglichen Aktivitäten aufgrund dieser Schmerzen. Depressive Symptome sind bei Frauen im Vergleich zu Männern über alle Altersgruppen hinweg häufiger anzutreffen.
Charakterisierung der Patientengruppen mittels Clusteranalyse
Durch eine k-Means-Clusteranalyse identifizierten die Forschenden fünf verschiedene Cluster von statinintoleranten Patienten. Die Gruppen unterschieden sich hinsichtlich des Geschlechts, der Prävalenz von Depressionen, der Lebensqualität, der Krankheiten und der Erwartungen hinsichtlich der Verträglichkeit der Statintherapie. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Ätiologie der Statinintoleranz nicht einheitlich ist und dass verschiedene Patientengruppen von maßgeschneiderten Behandlungsstrategien profitieren könnten.
Herausforderungen der Statinintoleranz überwinden
Statine werden weit verbreitet verschrieben, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Ein signifikanter Anteil der Patienten kann die empfohlenen Dosen aufgrund von Nebenwirkungen, insbesondere muskelspezifischen Symptomen, nicht vertragen. Statinintoleranz führt zu schlechter Adhärenz und Abbruch der Therapie, was das Risiko einer unzureichenden Cholesterinsenkung, kardiovaskulären Ereignissen und einer höheren Mortalität erhöht.
Die Ergebnisse unterstreichen die signifikante Auswirkung der Statinintoleranz auf die Lebensqualität und die Bedeutung der Entwicklung maßgeschneiderter Ansätze zur effektiven Bewältigung. Besonderes Augenmerk sollte auf Frauen gelegt werden, da sie häufiger und stärker betroffen sind. Die Daten zeigen Cluster möglicher unterschiedlicher Ätiologien der Statinintoleranz auf. Dies bietet die Möglichkeit, Risikopatienten zu identifizieren und individuelle Strategien zur Verbesserung der Patientenverläufe und -ergebnisse zu entwickeln.
Quelle:
Stürzebecher PE et al. Quality of life in patients with statin intolerance: a multicentre prospective registry study. The Lancet Regional Health – Europe 2024;43: 100981
Published Online 01.07.2024, doi.org/10.1016/j.lanepe.2024.100981